aktenlage
Zeitschrift für Regionalgeschichte Selm und Umgebung - ISSN 2366-0686

Georg Brüning - Berufliches und Privates nach Aktenlage, Teil 3

Abschied vom Justizdienst und Eintritt in die Generalkommission 1880-1883

Dieter Gewitzsch

Ende Juni 1880 hatte das Justizministerium Georg Brüning zum Gerichts-Assessor ernannt und dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Celle anheimgestellt, den Brüning einem Gerichte erster Instanz des Departements zur unentgeltlichen Beschäftigung zu überweisen.

Assessoren verdienten nicht, sie mussten Geld mitbringen

Wenige Jahre zuvor hatten die Reichsjustizgesetze aus dem Jahr 1877 für Rechtseinheit gesorgt und damit auch die staatliche Einheit im Deutschen Reich gesichert. Mit der Justizreform ging eine erhebliche Verringerung der Zahl der Gerichte einher. Im Bezirk des Oberlandesgerichts Celle entstanden zehn Landgerichte... und in der unteren Instanz gab es im Celler Gerichtsbezirk 119 preußische Amtsgerichte. Allerdings war absehbar, dass in den Folgejahren keine Richterstellen frei wurden. Aspiranten für das Richteramt mussten sich zu der Zeit auf eine acht bis zehn Jahre dauernde Assessorenzeit einrichten. Bleibt die Frage, wer es sich leisten konnte, bis weit ins vierte Lebensjahrzehnt hinein auf eine bezahlte Stelle zu warten? Noch bis 1911 reagierte der Staat allein mit der Formulierung von Zugangsbedingungen: Zum Referendariat [wurde] zugelassen, wer 7500 Mark hinterlegt und ferner nachgewiesen hatte, dass er über einen standesgemäßen Unterhalt von jährlich 1500 Mark verfügt.(1)

Bei näherem Hinsehen war der inzwischen 28jährige Assessor Georg Brüning im Juni 1880 mittellos, oder wie er es in einer "Nachweisung der persönlichen und dienstlichen Verhältnisse"(2) formulierte, da die Mutter noch lebt, noch nicht im Besitze von Vermögen.

Christina Brüning, geb. Hagedorn, war Alleinerbin ihres 1874 verstorbenen Mannes und uneingeschränkte Besitzerin des Vermögens. Was die Familie für die Ausbildung des auswärts lebenden Sohnes aufzuwenden hatte, kann nur indirekt aus Bestimmungen des 1871 von den Ehegatten aufgesetzten Testaments erschlossen werden. Dem 1840 geborenen „mittleren“ Sohn Hugo wurde als Alleinerben auferlegt, seine Brüder (Rudolph und Georg) abzufinden. Zudem hatte Hugo die Ausbildung des 1851 geborenen Georg durch eine jährliche Zahlung von 500 Talern abzusichern, bis der ein besoldetes Amt übernimmt. Die jährliche Zuwendung sollte aber in keinem Falle länger als bis zum 31. Dezember 1878 gezahlt werden. - Es darf angenommen werden, dass zu Lebzeiten der Mutter ähnliche Grenzen für den Unterhalt des jüngsten Sohnes gezogen waren.

Wechsel in ein besoldetes Amt

Georg Brüning war wohl bewusst, dass er "überfällig" war, denn der junge Gerichts-Assessor ließ keine Zeit verstreichen, den Weg zu einem "besoldeten Amt" einzuschlagen. Er beschloss aus dem Justizdienst auszuscheiden und in die landwirtschaftliche Verwaltung einzutreten, um bei der Königlichen Generalkommission in Münster eine bezahlte Stelle als "Spezial-Commissarius" zu erhalten. 

Anfang August 1880 ermächtigte das Ministerium für Landwirtschaft den Präsidenten der Behörde, Georg Brüning nunmehr einzuberufen und Behufs seiner Ausbildung zum Special-Kommissarius beim Kollegium der dortigen Königlichen General-Kommission zu beschäftigen. Für die Dauer der Ausbildung wurde dem angehenden Kommissar eine monatliche Remuneration von 180 Mark bewilligt. Der hatte damit noch keine regulär besoldete Stelle, erhielt aber eine "Vergütung", die sich zu einem Jahreseinkommen von 2.160 Mark (etwa 720 Taler) addierte. Ende Oktober wurde Georg Brüning zum Regierungsassessor ernannt. Mitte November 1880 erhielt er sein Patent mit der Eröffnung, dass aus der Ernennung und Uebernahme in die Verwaltung kein Anspruch auf Anstellung im Ressort der Herren Minister des Innern und der Finanzen erwachsen könne. Den Ministerien bliebe vielmehr die Entscheidung völlig frei..., wenn die Anstellung des p. Brüning in Frage kommen sollte. Der Text zur Ernennung präzisierte, was es grundsätzlich bedeutet, im Dienste der Verwaltung zu stehen:
Es wird erwartet, daß derselbe Seiner Majestät dem Könige und Allerhöchst dero Königlichem Hause ferner treu und gehorsam sein, die ihm obliegenden Amtspflichten gewissenhaft erfüllen und sich stets so betragen werde, wie es sich für einen Königlichen Beamten geziemt.

Generalkommissionen

Abb. 1

Generalkommissionen waren im Königreich Preußen Behörden zur Regulierung von Fragen bäuerlicher Verhältnisse, Reallasten, Flurbereinigungen und Meliorationen.(3) Hardenberg hatte ihnen 1817 die Durchführung der gesamten Agrarreformen übertragen.(4) Die neuen Behörden wurden in allen preußischen Provinzen eingerichtet, 1820 auch in Münster.(5) Zuerst überwogen in den Gremien Mitglieder mit landwirtschaftlicher Ausbildung und Praxis, doch schon 1821 wurde angeordnet, daß die Mehrzahl... die Befähigung zum Richteramt haben müsse. Allerdings sahen auch nur wenige fähige Landwirte ihre Zukunft im Staatsdienst. Später animierte die Regierung in Überzahl vorhandene Assessoren, aus dem Justiz- und Verwaltungsdienst in die landwirtschaftlichen Auseinandersetzungsbehörden zu wechseln. Doch galt die Beschäftigung bei den Generalkommissionen bei den Kandidaten für eine Verwaltungskarriere als Umweg oder Abstellgleis.(6)

Karte über die im Geschäftsbezirk der Königlichen Generalkommission Münster... ausgeführten Zusammenlegungen und Gemeinheitsteilungen (PDF): Kerckering zur Borg, Engelbert von, im Auftrage des Vorstandes und des Ausschusses des Westfälischen Bauern-Vereins, Beiträge zur Geschichte des westfälischen Bauernstandes, Berlin 1912
Seiten-URL: http://www.westfaelische-geschichte.de/kar44

Versetzung nach Warburg

Im Februar 1881 wurde Georg Brüning im Rahmen seiner Ausbildung in Warburg eingesetzt, um unter Anleitung und Controlle des Herrn Geheimen Regierungsraths Meyerhoff Aufgaben im dortigen Dezernat zu übernehmen. Ihm wurde eine Sammlung der von der Königlichen General-Kommission... erlassenen Cirkular-Verfügungen mitgegeben, dazu ein Dienstsiegel zum Dienstgebrauch, beides unter Bedingung dereinstiger Rückgabe. Von der Generalkommission in Münster war die Versetzung nach Warburg  vermutlich als Station der Ausbildung gedacht. Georg Brüning blieb aber gut zwei Jahre in der Stadt und erlebte in der Zeit bis Mitte 1883 einige wichtige Weichenstellungen.

Abb. 2

Wenige Wochen später ergab sich für Georg Brüning die Chance auf eine feste Anstellung. Ein Kollege wurde nach Frankfurt a/O. versetzt und der Präsident der Generalkommission in Münster, v. Zschock(7), teilte Georg Brüning mit Brief vom 29. März 1881 mit, dass er beabsichtige, ihn – vorbehaltlich der Genehmigung des Herrn Ministers – zum 1. April des Jahres als Spezial-Kommissarius in Warburg zu stationieren. Er solle es so einrichten, dass er an dem gedachten Tage seine neue Dienststellung antreten könne. Die Uebergabe der Geschäfte werde durch den Departements-Rath Meyerhoff stattfinden. Und weil ihm die oeconomisch-technische Qualifikation noch nicht "beigelegt" war, wurde Georg Brüning verpflichtet, in jedem einzelnen Falle den vorschriftsmäßigen Beirat bei ihm benannten Vorgesetzten oder  Kollegen einzuholen.

Dem Ministerium berichtete Zschock, dass der Regierungsassessor Dr. Brüning seit sechs Monaten behufs seiner Ausbildung zum Spezial-Kommisarius bei dem Collegium der Generalkommission Münster beschäftigt und in seiner Vorbereitung... so weit vorgeschritten sei, dass er nach seiner und des Kollegiums Ueberzeugung für eine commissarische Stellung mit Erfolg verwendet werden könne.

Von der Genehmigung seiner "Stationierung" in Warburg erfuhr der neue Spezialkommissar drei Wochen später. Ihm sei vom 1. April ab... eine fixirte Remuneration von jährlich „Zweitausend vierhundert Mark“ nebst dem tarifmäßigen Wohnungsgeldzuschusse [von 420 Mark] bewilligt worden. Verglichen mit der oben angenommenen Unterstützung aus der Familie (500 Taler) hatte Georg Brüning seine Einkünfte verdoppelt.

Immer wieder Militärdienst

Wie im Referendariat erreichten ihn zur Zeit seiner Beschäftigung bei der Generalkommission mehrmals Einberufungen zur militärischen Dienstleistung. 1881 wurde Georg Brüning als "Second Lieutenant" der Reserve für vierzig Tage (später auf acht Wochen verlängert) zum 3. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 79 nach Hildesheim eingezogen. Es war keine Frage, dass der Militärdienst Vorrang vor den beruflichen Verpflichtungen hatte. Andererseits hielt sich die Beanspruchung für den übenden Offizier offenbar in Grenzen. Georg Brüning bot der vorgesetzten Behörde an, die laufenden Dienstgeschäfte von Hildesheim aus zu bearbeiten. Nur soweit  eilige Sachen zu erledigen seien, möge man den Vermessungsrevisor Heinrich mit der Stellvertretung beauftragen.

Ein Jahr später erhielt er den Befehl, sich zu einer dreiwöchigen Übung  bei der Linien-Commandantur B. in Düsseldorf zu melden. Abgesehen von eiligen Sachen, die der Revisor wieder übernehmen sollte, bat Georg Brüning, wie im Vorjahr von einer Vertretung... abzusehen, da er die laufenden Geschäfte, so weit es möglich sein werde, selbst weiterzuführen gedenke.

Nachdem in Düsseldorf zwei von drei Wochen Militärdienst verstrichen waren, schrieb er am (Freitag) 15. September mit dem Absender "Düsseldorf, Hotel Krautstein" an das Präsidium der Generalkommission in Münster. Vermutlich war er als Offizier nicht verpflichtet, eine Unterkunft in der Kaserne zu beziehen, sondern wohnte bei dem Gastwirt Edmund Krautstein in der Schadowstraße 81. Georg Brüning zeigte an, dass er am Samstag, den 23. September 1882 abreisen und am Montag den 25. in Warburg zur Wiederaufnahme der dortigen Geschäfte eintreffen werde. Den dazwischen liegenden Sonntag beabsichtige er, in Botzlar zuzubringen.

Bewerbung in Beuthen/OS. (Bytom)

Wenn er die Familie nicht schon unterrichtet hatte, war einiges zu bereden. Georg befand sich zu der Zeit im Bewerbungsverfahren um die Stelle eines Ersten Bürgermeisters in Beuthen OS. und steuerte in Warburg auf eine Vermählung mit Dorothea Köhne zu. Ob er schon verlobt war, lässt sich gegenwärtig ebenso wenig feststellen, wie das Datum und die näheren Umstände seiner Bewerbung.(8) In seiner "autobiografischen Erzählung" reiht sein Enkel Georg Kayser die Ereignisse so, dass erst die Aussicht, mit Dorothea eine tragfähige Verbindung einzugehen, ihm Mut machte, sich in Beuthen zu bewerben.(9) Als Georg Brüning Botzlar besuchte, war seine Kandidatur in Oberschlesien schon publik.

Abb. 3


Abb. 4


Die in Królewska Huta (Königshütte O.S./ Chorzów) veröffentlichte polnische Zeitung "Katolik" berichtete am 19. September 1882 von der in Kürze in der Stadt Beuthen stattfindenden Bürgermeisterwahl und nannte als Kandidaten Richter Berger aus Kupp (Kup), Rechtsanwalt Geissler aus Góry, Richter Grötschel aus Königshütte (Królewska Huta) und Assessor Brüning aus Münster mit dem Hinweis, dass alle diese Herren Katholiken seien.(10) 

Abb. 5


Abb. 6


Zwei Monate später verriet die "Gazeta Górnoszląska" (Oberschlesische Zeitung), dass in der Stadt zu hören sei, Herr Assessor Brüning aus Westfalen werde Bürgermeister. Das Gerücht bewahrheitete sich. In der Ausgabe vom 22. November meldete die "Gazeta", dass der Regierungsassessor Dr. Brüning alle 31 Stimmen des Gemeinderates auf sich vereinigen konnte und damit auf zwölf Jahre zum Ersten Bürgermeister der Stadt Bytom (Beuthen) gewählt wurde.(11) Am selben Tag notierte auch der deutschsprachige "Oberschlesische Wanderer", dass Assessor Dr. Brüning in Warburg (Westphalen) am 20. November in der um 4 Uhr abgehaltenen Stadtverordneten-Sitzung... 31 Stimmen erhielt und mithin... einstimmig zum ersten Bürgermeister gewählt sei.(12)

Anfang Dezember 1882 bat Georg Brüning das Präsidium der Generalkommission in Münster, seine fällige Entlassung aus dem Staatsdienst für den 1. Januar 1883 vorzubereiten, auf dass er seine Tätigkeit im Amt zum 31.12.1882 abschließen könne. Der Präsident der Generalkommission ging davon aus, dass die Bestätigung der Wahl wohl nicht versagt werden dürfte und bat den Landwirtschaftsminister, da die politische Führung und Haltung Brünings zu keinem Bedenken Veranlassung gäbe, den Regierungs-Assessor Dr. Brüning zu Warburg am 31. ds. Mts. von den Geschäften als Spezial-Commissar entbinden zu dürfen. Das Ministerium stimmte der Entlassung zu und mahnte, die Zahlung der Dienstbezüge... mit dem gleichen Zeitpunkte einstellen zu lassen. Brüning werde auch nicht in den Genuss der Erhöhung der fixirten Remuneration...  auf den Betrag von jährlich 2700 Mark kommen, da diese erst ab April 1883 beabsichtigt sei.

Die Bürgermeisterstelle in Beuthen war seit neun Monaten unbesetzt. Eine baldige Wiederbesetzung war von Seiten der Bezirksregierung in Oppeln sehr erwünscht. Regierungspräsident von Zedlitz-Trützschler hatte höheren Orts Vortrag zu halten und nahm zuvor Kontakt mit dem Kommissionspräsidenten von Zschock in Münster auf, den er um eine gefällige Äußerung über die Persönlichkeit und Befähigung, sowie über die bisherige politische Haltung des Brüning namentlich auch soweit dabei das kirchliche Gebiet in Frage kommt, ersuchte.(13) Zschock erteilte die gewünschten Auskünfte zur Person, die hier ungekürzt zitiert werden:

Euer Hochgeboren erwiedere ich auf das gefällige Schreiben vom… ergebenst, daß der zum ersten Bürgermeister der Stadt Beuthen O/S. gewählte Regierungs-Assessor Dr. Brüning zu Warburg zwar für seine Stellung als Spezial-Kommissarius wenig Neigung und Applientien an den Tag gelegt hat, daß aber seine sonstige Befähigung außer allem Zweifel steht und insbesondere die Formen seines Auftretens, sowohl dem Publicum gegenüber als auch bei den Verhandlungen mit den Parteien, rühmend hervorzuheben sind. Gegen seine Führung in und außer dem Dienst hat sich nichts zu erinnern gefunden und seine politische Haltung, namentlich soweit das kirchliche Gebiet in Frage kommt, ist stets correct gewesen.

Obwohl die Entpflichtung mit den genannten Konsequenzen zum Jahresende 1882 wirksam wurde, blieb der Bürgermeister in spe bis Anfang März 1883 in Warburg mit der Übergabe seines Geschäftsbereichs befasst. Immerhin konnte er der Generalkommission mit Datum vom 18. Februar anzeigen, dass zufolge eben eingegangener telegraphischer Nachricht des Herrn Regierungspräsidenten zu Oppeln die Bestätigung meiner Wahl zum ersten Bürgermeister der Stadt Beuthen in Oberschlesien erfolgt ist. Am 6. März verabschiedete er sich endgültig von seinem bisherigen Dienstherrn:

Königlicher Generalcommission beehre ich mich, ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich zum Zwecke der Einführung in das Amt des Ersten Bürgermeisters der Stadt Beuthen O.S. am 8. d. M. von hier abreisen werde. Von diesem Zeitpunkte ab, bitte ich die für mich bestimmten Verfügungen nach Beuthen O.S. hochgeneigt adressiren zu wollen.
Brüning Dr.,
Bürgermeister.

Dorothea Köhne

Dorothea Köhne wurde am 20. Februar 1865 in Warburg als jüngstes Kind des Gastwirts August Köhne und seiner Frau Ferdinande (Ferdinandina, "Dina") Pieper geboren. Grob gerechnet, waren August und "Dina" Köhne bei der Geburt ihrer jüngsten Tochter 52 bzw. 48 Jahre alt. Die Eltern verstarben als Dorothea noch sehr jung war, der Vater im September 1876 mit 63; Dorothea war elf Jahre  alt. Drei Jahre später, im November 1879, verlor sie auch ihre Mutter. Nach dem Tod der Eltern nahm sich die ältere Schwester Sophie der vierzehnjährigen Waisen an und schickte sie für ein Jahr in ein renomiertes Mädchenpensionat nach Kassel. Danach arbeitete Dorothea im Hotelbetrieb ihrer Schwester.(14)

Abb. 7

Die 1848 geborene Sophie Köhne hatte nach dem Tod des Vaters den elterlichen Betrieb geerbt. Das "Hotel zum Desenberg" in Warburg war 1852 von August Köhne, der vorher als Gutsverwalter tätig war, gekauft und erweitert worden. Bald schon wurde "Desenberg" ein Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in Warburg... Vorträge, Versammlungen, Konzerte, Bälle, Familienfeiern und der alljährliche Abiturientenkommers... fanden in den Räumen des Hauses an der Langen Straße, der heutigen Hauptstraße, statt.(15)

Georg Brüning kam in Februar 1881 nach Warburg. Die von Georg Kayser geschriebene Familiengeschichte sieht den Herrn Assessor immer wieder zum Mittagstisch in seiner angestammten Ecke des "Desenberg" sitzen. Dorothea habe bedient und ihrem Stammgast Georg... seit geraumer Zeit etwas mehr in die Augen geschaut... als den übrigen Gästen und gesehen, dass dieser ein Problem mit sich herumträgt... Das alles, vermutet Kayser, habe sich 1882 zugetragen. Befördert durch das (gemeinsame) Erleben eines Schützenfestes im Juli des Jahres, habe die 17jährige Dorothea dann Georgs Plan zugestimmt, mit ihm die Heimat für immer zu verlassen, um im fernen Osten eine neue Lebensaufgabe zu beginnen.(16)

November 2023

Bildnachweise:
Abb. 1: Siegelmarke, veikkos-archiv.com, wikipedia.org: "Generalkommission (Preußen).
Abb. 2: bfn.de Abgrenzung der Landschaft Warburger Börde (36001), Kartengrundlage © GeoBasis-DE BKG 2007.
Abb. 3 - 6: Silesian Digital Library, sbc.org.pl.
Abb. 7: wikipedia.org: Warburg, "Hotel zum Desenberg". 

Anmerkungen:
(1) Justizgeschichte des Oberlandesgerichts Celle (OLG Celle), S. 6f. - oberlandesgericht-celle.niedersachsen.de - besucht am 02.10.2023.
(2) Archiwum Państwowe w Opolu (Staatsarchiv O.) Rejencja Opolska (Bezirksregierung Oppeln) Wydział I (Abteilung I) sygn.678 (Nr. 678) - Wenn nicht anders zitiert, folgt der Text dieser Akte.
(3) Wikipedia, Generalkommission, besucht am 03.10.2023.
(4) Wilhelm Bleek, Von der Kameral-Ausbildung zum Juristen-Privileg, Berlin 1972, S. 120.
(5) Wikipedia, a.a.O.
(6) Bleek, a.a.O., S. 121.
(7) Zschock, Karl Wilhelm Friedlieb von , geboren 24. Juli 1812 in Uckermünde, verstorben 14. Juli 1886 in Münster, war Präsident der Generalkommission in Münster vom 9. November 1869 bis zum 14. Juli 1886. – Erich Weiß, Lebensbilder im Wandel der preußischen Verwaltung des 19. und 20. Jahrhunderts, in: Universität Bonn, Schriftenreihe IGG, Nr. 44, hier: Hermann Ascher (1844 – 1931) ‐ ein Präsident der Königlich‐Preußischen Generalkommission zu Münster im Wandel der Zeit, S. 52, Anm. 36.
(8) Hier fehlt noch die Einsichtnahme in die Akten der Stadt Beuthen i.S. Neubesetzung des Amtes des Ersten Bürgermeisters.
(9) Georg Kayser, Zwischen Sand und Lehm, Eine autobiographische Erzählung, Frankfurt (Fouqué) 1999, S. 29.
(10) Eine gleichlautende Meldung verbreitete die "Gazeta Górnoszląska" (Oberschlesische Zeitung) 1882, R. 9, Nr. 74, S.3, 23. wrzesnia (September).
(11) Gazeta Górnoszląska, 1882, R. 9, Nr. 91, 22.11.1882, S. 3.
(12) Der oberschlesische Wanderer, Nr. 274, 22.11.1882, S. 3.
(13) LAV NRW W, Personalakten Nr. 1772: Retent [zurückbehaltene] Acta generalia der General-Commission zu Münster betreffend den Regierungs-Assessor Dr. jur. Brüning, 02.12.1882 - 06.03.1883. Schreiben vom 17.12.1882.
(14) Kayser, a.a.O., S. 24.
(15) Westfalen-Blatt, online vom 12.09.2020: westfalen-blatt.de/owl/kreis-hoexter/warburg/das-erste-haus-am-platze-816232 - besucht am 26.10.2023. In den Zeitungsartikel findet sich u.a. dieser Abschnitt: Nebenbei bemerkt: Dorothea Köhne, eine der Töchter, schloss 1883 in Warburg mit dem Juristen Dr. Georg Brüning, der als Regierungsassessor auch in Warburg tätig gewesen war, den Bund fürs Leben. Brüning war bereits im Jahr zuvor zum Bürgermeister von Beuthen im damaligen Oberschlesien gewählt worden und blieb dort 36 erfolgreiche Jahre im Amt.
(16) Kayser, a.a.O., S. 29.

 
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